User Experience und Usability
Heute Abend habe ich einen Vortrag von Stefan Schmitt zu „User Experience und Usability für Websites und Apps“ bei der GFU in Köln besucht. Die GFU organisiert in ihrer Semicolon-Veranstaltungsreihe regelmäßig Vorträge zu aktuellen IT-Themen für Führungskräfte. Dabei bin auf recht ansprechende Weise in die Welt des Designs von Anwendererlebnissen eingeführt worden.
Nach der Definition laut ISO-Norm DIN EN ISO 9241, 210 versteht man unter User Experience (UX) „A person’s perceptions and responses that result from the use and/or anticipated use of a product, system or service“.
Anders als bei der Usability, die „Benutzerfreundlichkeit bzw. Gebrauchstauglichkeit“ meint, geht es bei der UX darum, was ein Anwender eines Produkts, eines Systems oder eines Dienstes fühlt. Usability ist hier ein Teil der UX.
Dabei spielt auch die zeitliche Dimension bei der UX eine entscheidende Rolle: Es geht um den erwarteten, erlebten und erinnerten Nutzen. Das Erklärvideo „What the #$%@ is UX Design?“ nähert sich dem Thema auf zeichnerisch-unterhaltsame Weise.
Aber ist der ganze Aufwand um UX es wert, betrieben zu werden? Über den Return on Investment von User Experience doziert Dr. Susan Weinschenk von Human Factors International im nachstehenden Videovortrag.
Was ist mit Ihrer eigenen User Experience?
Kennen Sie eine Software, mit der Sie arbeiten müssen, aber nicht wollen? Wenn Sie nur daran denken, wird Ihnen unwohl … weil Sie schon im Voraus ahnen, dass es auch nach dem nächsten Programmstart wieder irgendwo haken oder sogar Ihr ganzes System zum Abstürzen bringen wird … das nennt man dann wohl BUX = Bad User Experience 😉
Anderes Beispiel: Microsoft hat sein erstes Tablet vor bereits 10 Jahren veröffentlicht? Aber warum hat Apple schließlich mit dem iPad gepunktet? Haben Sie jemals ein Microsoft-Tablet jener Tage BENUTZT? Dann erinnern Sie sich vielleicht: Es gab ein gewöhnliches Windows-Betriebssystem mit gewöhnlicher Benutzeroberfläche, statt einer Maus einen Eingabestift und entweder eine Bildschirmtastatur oder Handschriftenerkennung. Texte waren schwer zu lesen, Schaltflächen mit dem Stift kaum zu treffen. Berührungsoptimierte Anwendungen: Fehlanzeige. Das Anwendererlebnis war … na ja … mau.
Im Kontrast dazu wurde iOS von Grund auf als Touchscreen UX entwickelt, optimiert für Gesten mit den Fingern (nicht für einen Stift!) auf einem kapazitiven Multitouch-Touchscreen. Passende Apps gab’s gleich von Anfang an dazu, außerdem eine brauchbare Softwaretastatur, Eingabehilfen wie Autokorrektur und Lupenfunktion inklusive.
Statt eine vorhandene Desktop-Oberfläche touch-tauglich zu machen, wurde eine grundlegend neue touch-zentrierte UX geschaffen. Damit war das iPad das erste Tablet, das überzeugte und ein millionenfaches Must-Have-Feeling erzeugte.
Klar, wer heute gute Hard- und Software entwickeln möchte, muss sich um UX kümmern. Dabei geht es erst ganz am Ende des Designprozesses von erlebbaren Anwendungen um die Oberfläche. UX ist vielschichtig und erfordert zum einen umfassende Kenntnisse in vielen Disziplinen und zum anderen unbedingt das Wissen darum, was Anwender wirklich wollen!
Andererseits: UX ist letztlich auch nur wieder so ein neues Buzzword … der eigentliche Grundgedanke ist so neu nicht … Schon im ersten Jahrhundert vor Christus hat der römische Architekt Marcus Vitruvius Pollio das Nutzererlebnis für seine Gebäude an den folgenden Kriterien ausgerichtet: Firmitas (Festigkeit), Utilitas (Nützlichkeit, Usability) und Venustas (Schönheit).
Schlagworte: Apps, iPad, Usability, User Experience