Mastering mit Apple Logic Pro X
Audio- und Musikproduktionen den finalen Schliff geben
Apple Logic Pro X
Lange war es still um die Digital Audio Workstation (DAW) aus dem Hause Apple. Aber seit geraumer Zeit gibt es sie nun, die aktuelle und wirklich gelungene Fortsetzung namens Logic Pro X. Da dies aber kein Artikel über Logic werden soll, sei an dieser Stelle auf einen ausführlichen Testbericht im Musikerportal bonedo verwiesen.
Begriffsklärung
In diesem Beitrag geht es um den letzten Schritt in der Musikproduktion, das Mastering – und wie man es in Logic Pro X realisieren kann.
Mastering (auch Audio-Mastering) ist die (künstlerische) Endbearbeitung von Tonaufnahmen und der letzte Schritt der Musikproduktion vor der Erstellung des Tonträgers.
(s. Wikipedia)
Heutige moderne Pop-Produktionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders „laut“ sind, um sich gegen die Konkurrenz behaupten zu können. Hier wird das Audiosignal kompensiert und limitiert, was das Zeug hält. Darauf haben wir uns mit unseren Hörgewohnheiten gut eingestellt. Anders als bei Liebhabern klassischer Musik wird bei Alltagsmucke ein allzu großer Dynamikumfang wenig geschätzt, ja sogar als störend empfunden. Das Verdichten und Lauter-Machen ist ein wichtiger Teil des Mastering, aber nicht alles: Damit ein Musiktitel gut klingt, sollte er über ein ausgewogenes Frequenzspektrum und ein stimmiges Stereobild verfügen. Und insgesamt sollte das Ergebnis musikalisch-künstlerisch überzeugen, was den subjektivsten Aspekt im Mastering darstellt.
Arrangement und Mix
Nähern wir uns der Umsetzung in Logic anhand eines konkreten Beispiels. Im Bannerbild dieses Artikels sehen Sie die Wellenform des Rohmixes von „Chill with Me“, einem der Stücke meines Lounge-Music-Album chill scapes, das voraussichtlich zum Ende des Jahres auf SoundCloud erscheinen wird. Der Mix ist die Ausgangsbasis für unser Mastering.
Die Basis eines guten Mixes ist ein gutes Arrangement. Als Literaturtipps dazu kann ich Rimsky-Korsakovs Standardwerk Principles of Orchestration sowie Bobby Owinskis Mischen wie die Profis empfehlen.
Ich selbst arbeite am liebsten so, dass grundsätzlich die Frequenzen, (Hall-)Räume und die Räumlichkeiten (Stereo) bereits im Mix nahezu perfekt sind. Das Mastering stellt dann die Veredelung des Audiomaterials dar. Wichtig ist dabei vor allem, nicht zu laut bzw. komprimiert abzumischen, d.h. der Mix sollte im Verlauf überwiegend einige Dezibel unter Null liegen, damit noch genügend Headroom für das Mastering bleibt. Der Wellenform (oben im Banner) sieht man an, dass da noch „ausreichend Luft“ vorhanden ist.
Die Mastering-Signalkette
Ich habe mir für das Mastering ein eigenes Logic-Projekt (s. Abb.) zusammengestellt, in dem ich folgende Effekt-Plugins verwende: MultiMeter > ChannelEQ > Exciter > StereoSpread > Multipressor > AdaptiveLimiter > MultiMeter.
Klingt komplexer, als es ist – denn zieht man die MultiMeter als reine Kontrollinstrumente für den Vorher-Nachher-Vergleich ab, bleiben eigentlich nur 5 Signalbearbeiter übrig. Deren Funktion im Mastering werde ich nun kurz beschreiben:
Der ChannelEQ wird von mir zur Absenkung der Tieffrequenzen unterhalb von 40 Hz verwendet, um schwammigen Bassbrei zu vermeiden. Das ist schon alles: Wie gesagt, in meinem Mix sorge ich dafür, dass alle hörbaren Frequenzen ausgewogen vertreten sind. Hier setze ich übrigens EQs grundsätzlich sparsam und in der Regel nur zur Absenkung, aber nicht zur Anhebung von Frequenzen ein. Wenn mir ein bestimmter Frequenzbereich unterrepräsentiert erscheint, suche ich lieber eine alternative oder ergänzende Instrumentierung, die mir den fehlenden Bereich liefert.
Der Exciter erzeugt ein künstliches Obertonspektrum, das die Musik insgesamt etwas crisper macht. Manch einer hebt stattdessen im EQ die Frequenzen ab 9 kHz an. Doch wenn man etwas anhebt, das nicht (immer) da ist, klingt dies künstlicher als der Exciter.
Doch aufgepasst: weniger ist mehr! Ich beschränke die Wirkung des Exciters nur auf mittlere und hohe Frequenzen bei sparsamen 30% für die Effektgenerierung.
Der StereoSpread tut, was sein Name verspricht: er erweitert das Stereo-Panorama…
Aber auch hier gilt es, nicht zu übertreiben…
Der Multipressor ist ein Multiband-Kompressor, der in seiner Bedienung das größte Fingerspitzengefühl verlangt. Die vier verschiedenen Bänder habe ich in der Regel so aufgeteilt: 20 – 200 Hz, 200 Hz – 1 kHz, 1 – 9 kHz, 9 – 20 kHz. Ich höre beim Mastering jedes Band solo ab und versuche eine moderate Komprimierung jedes Bereichs zu erzielen, ohne die Dynamik dabei zu zerstören. Die Bässe und die Drums im unteren Band vertragen dabei aber ganz gut, wenn man hier etwas kräftiger zulangt. Umso mehr Druck erzielt man dann schließlich beim Einsatz des letzten Glieds unserer Signalkette. Wenn es denn zum Charakter des Stücks passt…
Der AdaptiveLimiter hat die Aufgabe, das Audiosignal auf die maximale Lautstärke, das sind theoretisch 0 Dezibel (dB), anzuheben und zugleich auf die Einhaltung dieser Obergrenze zu achten. Ich selbst limitiere die „Deckenhöhe“ (Out Ceiling) aber lieber auf -0,2 dB.
Das Ergebnis ist immer noch laut genug, hören Sie hier! Und wer weiß: Sollte einer meiner Songs einmal im Radio gespielt werden, brauchen die Rundfunker ja auch noch etwas Reserve zum Komprimieren ;-).
Dieser Artikel mag dem ein oder anderen einen ersten Einblick und/oder Anregungen zum Thema Mastering in einer DAW geben. Hier kommt zwar Apple Logic Pro X zum Einsatz, aber auch Cubase, Fruity Loops und Co. verfügen über vergleichbare Plugins und sind gleichermaßen zum Mastern von Welthits geeignet!
Du findest mich auch auf YouTube!
Wenn Du diesen Artikel gesucht und gefunden hast, interessierst Du Dich bestimmt auch für meinen YouTube-Kanal. Der ist allerdings auf Englisch. Aber da es um Musik geht und Musik die internationalste Sprache der Welt ist, wirst Du auch ohne Englischkenntnisse alles verstehen. 😉
Hier geht’s zu meinem YT-Kanal: https://www.youtube.com/@AndreasDormannMusic
Schlagworte: Audiobearbeitung, Logic, Mastering
Mike - 20.09.2017
Super, danke! Solche „Best Practices“ für das Mastering habe ich schon lange gesucht.