Tears of Steel
Für den Blender Movie „Tears of Steel“ hat The Cue Tube, eine Plattform für Filmemacher, Komponisten und Sounddesigner anlässlich seines einjährigen Bestehens zu einem Scoring-Wettbewerb eingeladen.
Komponiert und produziert werden sollte die Filmmusik zu einem 1-minütigen Trailer. Ehrensache für mich, hier (wieder) mitzumachen.
Eine besondere Herausforderung bestand diesmal in der Beachtung eines Spotting Sheets. Das sind Wünsche bzw. Vorgaben (des Regisseurs) zu bestimmten Szenen, was musikalisch passieren soll.
Hier mein Beitrag zum #CUETUBEBIRTHDAYCONTEST:
Für Interessierte: Über das Spotting Sheet und die Umsetzung in meinem Score:
00:00:01 Rakete hebt ab
Spot: Hauptthema spielt mit einem großen Orchester-Arrangement
Score: Ein einfaches, aber starkes Thema im A-dorischen Modus, das in der ersten Hälfte (Call) auf einem Fis endet und so den für diesen Modus charakteristischen dunklen, aber hoffnungsvollen Sinn betont, der für mich gut zur Atmosphäre/Geschichte passt. Voll orchestriert mit dominierenden Blechbläsern, ergänzt in der zweiten Hälfte (Response) durch einen vielversprechenden Chor, der die Weite des Raumes besingt. Die nach oben (gebogen) gespielte Gitarre unterstreicht den Flug der Rakete. Gitarre und rhythmische Synthies sorgen für einen hybriden Sound.
00:00:16 Totale auf die beiden Hauptfiguren, die auf einer Brücke stehen
Spot: Deutlich reduzierte Instrumentierung, ein gewisses Maß an Konflikt in der Partitur, Hauptthema in einem Instrument gespielt, aber nicht in voller Länge – vielleicht Horn?
Score: Als Überleitung zu dieser Szene endet das Hauptthema mit einem langen Hornklang als erster Ton der Wiederholung des Rufteils, der von Klarinette und Englischhorn ergänzt wird. Die räumliche Tiefe der Instrumente (von vorne nach hinten) wurde bewusst gewählt, um den Betrachter auf den Dialog im Vordergrund zu lenken. Eine unterschwellige Spannung wird durch harmonische Gleichgültigkeit und tremolierende Celli erreicht, die während der temporären Robotertransformation durch einen tonalen Übergang in einen Synthesizerklang übergehen, der die vorhandenen Soundeffekte unterstützt.
00:00:28 Nahaufnahme des Wissenschaftlergesichts
Spot: Perkussiver Schlag, als sich die Spannung aufbaut und man sich fragt, was die Figur wohl gerade anschaut
Score: Im Schnitt davor lasse ich einen Rise & Hit-Sound, unterlegt mit einem trillernden Kontrabass, einsetzen, der am Ende dieser Szene zu noch größerer Spannung führt. Bei 00:00:30 setze ich eine betonte Pause ein, die den Spannungsaufbau zum nächsten Abschnitt unterstützt.
00:00:32 Weitblick auf eine Gruppe von Wissenschaftlern
Spot: Der Beginn eines orchestralen Builds, während sich das Publikum auf das Schlimmste vorbereitet, Synthesizer hier prominent
Score: Wir haben es hier mit einer Schnittfolge zu tun, für die ich eine passende, aber noch nicht den Höhepunkt vorwegnehmende Struktur und Rhythmik gesucht habe. Ich habe ein perkussives Fundament entwickelt, mit rhythmischen Synth-Akkorden (gleicher Sound wie im Hauptthema), modulierend über Filter-Sweep, Kontrabass und schweren Schlagzeug-Akzenten, dazu Streicher und gegen Ende der Szene die Hörner, die den Antwortteil des Hauptthemas darüber spielen. Durch das Aufgreifen der bereits verwendeten Sounds und Melodieteile wird die Verbindung zum Anfang hergestellt.
00:00:48 Mechs krachen durch die Tür
Spot: Großer orchestraler und perkussiver Schlag, schnelles Tempo, während die Wissenschaftler versuchen, sich zu wehren
Score: Getreu dem Motto „Mehr Drama, Baby!“ Ich fand einen einzelnen Hit hier zu schwach (so etwas hatten wir schon bei 00:00:28). Stattdessen machen vier sich steigernde Drumbeats klar, dass hier wirklich Großes folgen wird. Im Upbeat setzen mächtige Bläserattacken ein, gefolgt von schweren Gitarren, die von einem metallischen Beat begleitet werden. Der Score soll die brutale Angriffskraft der Kampfmaschinen hörbar machen.
00:00:57 Titel / Spot: Hauptthema über Titel zu hören, evtl. prominente Gitarre oder Klavier
00:00:59 Nahaufnahme des Gesichts der Hauptfigur / Spot: Percussiver Schlag gefolgt von arpeggiertem Klavier oder Gitarre
Score: Der Rufteil des Hauptthemas mit Klavier, sorgfältig dosiert zwischen den Dialogteilen und mit dem Schlusston am Anfang des Abspanns. Das gibt den Schauspielern Raum zum Sprechen und der Melodie Raum zum Atmen. Die Idee eines arpeggierten Klaviers gefiel mir trotzdem. Deshalb habe ich es dezent (erst) den Abspann begleiten lassen. Ich hoffe, das Ergebnis überzeugt Regisseur und Jury 😉
Schlagworte: #CUETUBEBIRTHDAYCONTEST, Filmkomposition, Filmmusik, Tears of Steel