Hochschulrektoren beziehen Position zum Blended Learning
Zum Positionspapier der Rektorenkonferenz der Hochschulen für den öffentlichen Dienst
Seit oder viel mehr dank Corona ist digitale Lehre auch an den Hochschulen für den öffentlichen Dienst (HöD) keine abstrakte Idee geblieben, sondern eine konkret erlebte Realität geworden. Wenn auch eine eher erzwungene und vielfach noch immer ungeliebte. Wie es bei Zwangsehen eben so ist.
Meine eigene Hochschule hat sich ihren eigenen Erfahrungen zur digitalen Lehre im vergangenen Jahr (nach-)forschend gestellt und erprobt seit Frühjahr 2022 – den Empfehlungen ihrer Forschungsgruppe folgend – eine, nennen wir sie „postpandemische“ digitale Lehre. Das bedeutet, dass die wieder – auch vollumfänglich – mögliche Präsenzlehre von mehreren Online-Lehrtagen je Monat flankiert wird. Dahinter steht die Idee, besonders gelungene Online-Formate weiter anzuwenden, um „im Training zu bleiben“, aber auch, um das Beste aus den beiden Welten Präsenz- und Online-Lehre zu nutzen und im besten Sinne von Blended Learning zu einer digital angereicherten Lehre weiter zu entwickeln. Also weg von der Zwangsehe zu einer digitalen Lehre mit Konzept, Sinn und Verstand!
Aber wie sieht es bei den anderen HöD aus? Über meine Arbeit im Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Digitale Lehre an den Hochschulen für den öffentlichen Dienst in Deutschland war mir aus unseren Online-Meetings mit dem Präsidenten der Rektorenkonferenz schon länger bekannt, dass sich dieser persönlich sehr für das Thema „Digitale Lehre an den HÖD auch nach Corona“ engagiert. Nun ist es ihm offensichtlich gelungen, dass Thema derart erfolgreich in der Rektorenrunde zu etablieren, dass daraus ein „Positionspapier zum Blended-Learning an den Hochschulen für den öffentlichen Dienst“ erwachsen ist. „Einstimmig beschlossen auf der Rektorenkonferenz am 19.05.2022 in Speyer“ wie es nicht ganz ohne Stolz heißt. Wer jetzt neugierig geworden ist, was darin geschrieben steht, kann das Papier hier online abrufen: http://www.rkhoed.de/positionspapiere/
Ich fasse hier die Positionen der Rektorinnen und Rektoren der HöD einmal kurz zusammen:
Die Verbindung von digitaler Lehre und Präsenzlehre bietet vielfältige Chancen zur Modernisierung der Lehre. Um diese Chancen wahrnehmen zu können, ist auf verschiedenen Ebenen eine Mindestausstattung notwendig. Modernisierung darf nicht (vorrangig) Sparzwecken dienen. Die Lehrverpflichtungsverordnungen der Bundesländer sind anzupassen, da sie den Aufwand digitaler Lehre nur ungenügend abbilden. Es wird auf Dauer eine Arbeitsgruppe zur Gewährleistung des Transformationsprozesses, der Weiterentwicklung und des Austausches zwischen den Hochschulen eingerichtet. Abschließend wird die Politik aufgefordert, die Modernisierung der HöD zu fördern, zu begleiten und auch einzufordern.
Liebe Rektorinnen und Rektoren der HöD: Mein großes Kompliment für eine so klare und ambitionierte Positionierung! Für meine Hochschule, deren Leitung und mich ist dies nicht weniger als eine umfassende Bestätigung unseres aktuellen Modernisierungskurses. Ich werde dieses Papier gerne zitieren, falls es im Hochschulalltag hier und dort dennoch einmal wieder „im Getriebe knirschen“ sollte.
Schlagworte: Digitale Lehre, E-Learning, HöD, Lernen, Rektorenkonferenz